Ursachen

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks, die zur Zerstörung der Markscheiden führt. Die Markscheiden (auch „Myelin“ genannt) dienen der Isolierung der Nervenzellfortsätze voneinander – ähnlich wie die Isolierung der einzelnen Leiter in einem Stromkabel. Die Zerstörung der Markscheiden wird als „Entmarkung“ oder „Demyelinisierung“ bezeichnet. Diese Entmarkung kann durch die dann gestörte Reizweiterleitung innerhalb der Nervenzellfortsätze in Abhängigkeit von deren Lokalisation und Funktion zu unterschiedlichen Symptomen wie Lähmungen oder Missempfindungen führen. Der Entmarkung liegt sowohl bei der MS des Erwachsenen- als auch des Kindes- und Jugendalters wahrscheinlich eine fehlgeleitete Entzündungsreaktion des körpereigenen Immunsystems zu Grunde. Daher zählt die MS zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. In den entmarkten Herden im Gehirn gehen aber nicht nur die Markscheiden zugrunde, auch die Nervenzellfortsätze, die Axone, werden zerstört. Dieser Vorgang ist die wahrscheinliche Ursache für die dauerhafte Behinderung der MS-Patienten. In den MS-Herden entsteht am Ende eine sog. Glianarbe. Die exakten Mechanismen, die zur Gewebsschädigung bei der MS führen, sind allerdings noch nicht genau geklärt.

Die MS tritt vorwiegend in gemäßigten Klimazonen mit einem Nord-Süd-Gefälle bis zum Äquator auf. Es erkranken mehr Frauen als Männer – vor der Pubertät scheint das Geschlechterverhältnis jedoch eher ausgeglichen. Bei etwa 5-20% der MS-Patienten lässt sich eine positive Familienanamnese für die MS erfragen. Untersuchungen an Zwillingen belegen eine sog. genetische Prädisposition zur MS. Man nimmt an, dass zahlreiche Gene die Entstehung einer MS begünstigen. Bei der Auslösung der MS scheinen auch verschiedene Viren und Bakterien, wie das Epstein-Barr-Virus, beteiligt zu sein. Zumindest fanden sich bei pädiatrischen MS Patienten häufiger Antikörper gegen EBV als bei bis dahin gesunden Kindern. Auch Zigarettenrauchen und ein Vitamin D-Mangel z.B. bei unzureichender Tageslichtexposition sollen Risikofaktoren sein. Ein kausaler Zusammenhang für diese Hypothesen konnte bislang nicht abschließend bewiesen werden.

Weitere Informationen

Empfehlungen zur Diagnosestellung und Therapie